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22.05.2012
So richtig freuen kann sich die SPD über den Sieg bei einer kommunalen Wiederholungswahl eines Wahlbezirks der Stadt Marl am 6. Mai 2012 nicht. Dafür zeigt die isolierte Wahl in einem Wahlbezirk (so heißen im nordrhein-westfälischen Kommunalwahlrecht die aus mehreren Stimmbezirken bestehenden Wahlkreise) die Schwächen eines Wahlsystems mit Überhang- und Ausgleichsmandaten.
Im Wahlbezirk Sickingmühle musste nach einer Entscheidung des Rates die Wahl wiederholt werden, weil in einem der Stimmbezirke 93 falsche Stimmzettel ausgegeben wurden. Nachdem bei der Hauptwahl der Wahlbezirk an die CDU ging, gewinnt nun die SPD-Kandidatin Bettina Hartmann. Für die SPD ist dies ein zusätzliches Überhangmandat. Daher bekommen die anderen Parteien Ausgleichsmandate. Konkret bedeutet dies je ein Ausgleichsmandat für CDU, FDP und UBP. Die Ausgleichsmandate führen dazu, dass die SPD nun einen geringeren Anteil der Sitze im Rat besetzt. Dabei hätte es für die SPD noch übler enden können: Wären 101 ihrer Stimmen an kleine Parteien und Wählergruppen gegangen, hätte sie den Wahlbezirk immer noch gewonnen. Nach der (nicht besonders sinnvollen „Überausgleichs“-)Formel zur Berechnung der neuen Gesamtsitzzahl in Nordrhein-Westfalen hätte es dann 6 Zusatzsitze gegeben; auch die Grünen Marl und Bündnis 90/Die Grünen hätten dann jeweils einen zusätzlichen Sitz bekommen.
Freuen können sich vor allem die FDP – die trotz eines Rückgangs von 76 auf 9 Stimmen im Wahlbezirk einen weiteren Sitz erhält (von 3 auf 4) – und die UBP, die mit ihrem zweiten Sitz nun Fraktionsstatus erreicht. Stützstimmen für die SPD könnten sogar eine Erklärung für das scheinbar schlechte Ergebnis der FDP sein, deren Anhänger dann taktisch SPD gewählt hätten und eine Woche später zur Landtagswahl wieder FDP.
Der Effekt ist bei Ausgleichsmandatsberechungen unvermeidbar, also keine spezielle Schwäche des Wahlsystems in Nordrhein-Westfalen.
Völlig unverständlich ist, warum dem CDU-Kandidaten des Wahlbezirks, Hans-Peter Schipper, im Januar 2012 das Ratsmandat entzogen wurde, da dieser als Listenkandidat auch ohne Erfolg im Wahlkreis gewählt worden ist. Dass er im Rat bleibt, war unabhängig vom Ausgang der Wiederholungswahl sicher. Schipper bekommt nun sein Mandat wieder und das CDU-Ausgleichsmandat erhält sein Parteifreund Wilhelm Ovelhey.
Wahlbezirk 9 | Marl | Sitze | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
alt | neu | alt | neu | alt | neu | |
Wahlberechtigte | 2.845 | 2.792 | 70.276 | 70.223 | 50 | 54 |
Wähler | 1.652 | ? | 34.985 | ? | ||
Ungültige Stimmen | 122 | ? | 735 | ? | ||
Gültige Stimmen | 1.530 | 1.098 | 34.250 | 33.818 | ||
Davon | ||||||
SPD | 490 | 478 | 12.523 | 12.511 | 19 | 20 |
CDU | 549 | 355 | 9.463 | 9.269 | 14 | 15 |
WIR für Marl | 86 | 40 | 2.826 | 2.780 | 4 | 4 |
FDP | 76 | 9 | 2.355 | 2.288 | 3 | 4 |
buergerunion marl | 50 | 55 | 1.778 | 1.783 | 3 | 3 |
DIE LINKE | 56 | 19 | 1.744 | 1.707 | 3 | 3 |
[WG] Die GRÜNEN Marl | 85 | 33 | 1.609 | 1.557 | 2 | 2 |
Bündnis 90/Die Grünen | 100 | 51 | 986 | 937 | 1 | 1 |
Unabhängige-Bürger-Partei | 38 | 58 | 966 | 986 | 1 | 2 |
alt: Divior: 675 Stimmen/Sitz neu: Divisor vor Ausgleich: 670 Stimmen/Sitz, Divisor nach Ausgleich: 641 Stimmen/Sitz, Divisor inkl. Pattvermeidungssitz: 630 Stimmen/Sitz
LTW am 13. Mai 2012 Zweitstimmenergebnis Marl, Wahlbezirk 9 (4 Stimmbezirke) | |
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Wahlberechtigte | 2691 |
Wähler | 1665 |
Ungültige Stimmen | 23 |
Gültige Stimmen | 1642 |
CDU | 402 |
SPD | 790 |
GRÜNE | 120 |
FDP | 72 |
DIE LINKE | 37 |
PIRATEN | 138 |
pro NRW | 40 |
NPD | 6 |
Tierschutzpartei | 15 |
FAMILIE | 11 |
BIG | 1 |
Die PARTEI | 5 |
ÖDP | 1 |
FBI/Freie Wähler | 0 |
AUF | 1 |
Freie WÄHLER | 1 |
Partei der Vernunft | 2 |