Der Umfang der Literatur zum Thema negatives Stimmgewicht ist stark begrenzt. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema hat außerhalb von Wahlrecht.de schlichtweg noch nicht stattgefunden.
Literaturstellen zum Thema „Negatives Stimmengewicht“
Die einzigen uns bekannten Veröffentlichungen, die den Punkt negativer Stimmgewichte wenigstens berühren, sind:
- unbeantwortete Frage von Mahrenholz in der öffentlichen Anhörung Sachverständiger am 28.02.1996 in der 5. Sitzung der Reformkommission zur Größe des Bundestages (Stenografischer Bericht, S. 69)
- Hans Meyer, KritV 1994, S. 321 (auch NJW 1995, S. 431)
Der Artikel wendet sich aber im Wesentlichen gegen Überhangmandate, eine isolierte Betrachtung negativer Stimmen erfolgt nicht.
- Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 10. April 1997, BVerfGE 95, 335 ff.
In den Gründen der Antragsteller wird ein Beispiel aus Meyer in KritV 1994 aufgegriffen. Allerdings wird das Problem negativer Stimmen von den Richtern nicht aufgegriffen. ist der Wahlfehler negativer Stimmen gar nicht Gegenstand des Verfahrens. wird mit dem Beispiel nur ein Nebenargument gestützt, das – selbst wenn man diesem Argument folgt – für das Urteil selbst irrelevant ist.
- Dirk Ehlers, Marc Lechleitner: Die Verfassungsmäßigkeit von Überhangmandaten, Juristenzeitung 1997, S. 761–764.
Die Autoren halten die Regelungen für verfassungswidrig (Gleichheit. Eine Stimme darf nicht weniger als Null wert sein)
- Juni 1998 Mathematik Lehren 88 Themenheft Wahlen
Beispielrechnung als Aufgabe für Schüler
- Die Wurzel 12/1998: Mehr ist weniger – Das Wahlparadoxon (Stefan Schwarz, Jena), S. 278
- Martin Fehndrich: Paradoxien des Bundestags-Wahlsystem. Spektrum der Wissenschaft 2/1999, S. 70
Beschreibung negativer Stimmen und Nachweis, dass der Effekt regelmäßig auftritt und vorhersehbar ist.
- Friedrich Pukelsheim, KritV 83 (2000) 76–103 (Kapitel 10)
Der Autor sieht in Anwendung von BVerfGE 82, 322 <346> die Wahlrechtsgleichheit verletzt.
- Auch der Deutsche Bundestag setzt sich in der BT-Drs. 14/1560 (Anlage 68 u. Anlage 69) in den Entscheidungsgründen nicht mit negativen Stimmen auseinander, sondern mit anderen Aspekten von Überhangmandaten. Ein Bezug zu einer Diskussion in der 13. Wahlperiode (angedeutet in BT-Drs. 14/1560, S. 178), besteht – wie mehrfache Nachfragen beim Bundestag schließlich ergaben – nicht.
- Thomas Wieczorek 101 Gründe nicht zu wählen, Rake Verlag 2002
Beim Lesen werden selbst Politikverdrossene das Gefühl bekommen, als Nichtwähler endlich aktiv an der Wahl teilzunehmen!
- Rupert Scholz/Hans Hofmann, Muß das Ergebnis der Bundestagswahl 2002 korrigiert werden? ZRP 2003, S. 39 ff.
- BT-Drs. 15/1850 – Anlage 13 und Anlage 14 mit Beschreibung von negativen Stimmen bei der Bundestagswahl im September 2002
- Joachim Behnke, Von Überhangmandaten und Gesetzeslücken. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 52/2003, Beilage der Zeitschrift Das Parlament, S. 21 <S. 23>
Beispiel ohne Bewertung
- Friedrich Pukelsheim, Das Kohärenzprinzip, angewandt auf den Deutschen Bundestag Spektrum der Wissenschaft 3/2004 S. 96
Die Anwendung des Kohärenzprinzips würde die beschrieben Effekte beseitigen
- Martin Fehndrich, Negative weights of votes and overhang seats in the German Federal Electoral Law
in Mathematisches Forschungsinstitut Oberwolfach, Report No. 14/2004 S. 739, Analysis and Design of Electoral Systems, Oberwolfach Tagungsbericht 2004
- Friedrich Pukelsheim, Erfolgswertgleicheit der Stimmen zwischen Anspruch und Wirklichkeit Die Öffentliche Verwaltung – Mai 2004 – Heft 10, S. 405 ff.
Vorstellung der Direktmandatsbedingten Divisormethode mit Standardrundung, die den beschriebenen Effekt beseitigt.
- Gert Baasen, Geschäftsstelle des Landeswahlleiters, Hintergrund und Folgen der Nachzählung von Zweitstimmen in zwei Berliner Wahlkreisen – Januar 2005 – Aufsatz zur Nachzählung
- Helge Sodan, Sebastian Kluckert, Rechtsprobleme durch die Nachwahl zum Deutschen Bundestag, NJW 2005, S. 3241-3245 (befassen sich insb. auch mit den konkreten Auswirkungen einer strategischen Stimmabgabe bei der Nachwahl in Dresden).
Artikel in Zeitungen und Zeitschriften
- 1998-08-06 – taz Bremen: Wer SPD wählt, schadet der SPD
- 1998-08-15 – Süddeutsche Zeitung: Leserbrief von Martin Fehndrich
- 1998-09-21 – Stuttgarter Zeitung: Schädliche Stimmen? Fallbeispiele aus Bremen zu den Tücken des Systems (von Andreas Geldner – verblüffender Slogan: „gebt keine Zweitstimme [meiner Partei]“)
- 1998-09-29 – taz Bremen, S. 25: „Tolle Motivation“, die 60 Prozent
- 1999-01-27 – Der Tagesspiegel: Die Qual der Wahl. Mehr Stimmen ergeben weniger Mandate (von Thomas de Padova – ausführliche Beschreibung als Reaktion auf den Artikel in SdW)
Dann kam erst einmal lange nichts bis kurz vor der Bundestagswahl 2002 einige Beiträge – auch als Reaktion auf unser Special: Tipps und Tricks zur Bundestagswahl 2002 – erschienen:
- 2002-09-09 – Focus, S. 122–124: Lotterie mit Stimmzettel (von Christian Weber – ausführliche Beschreibung)
- 2002-09-09 – Der Spiegel, S. 46: Billiger Kandidat (von Per Hinrichs und Hans Michael Kloth; zitiert Wahlempfehlung: „geben Sie Ihre Zweitstimme einer anderen Partei“
- 2002-09-13 – Neue Osnabrücker Zeitung, S. 9: Zu viele Stimmen können schädlich sein
- 2002-09-21 – taz Bremen: Der Herr der Überhangmandate („Bremen bis 1998 „Paradebeispiel für negative Stimmen““)
- 2002-09-17 – Süddeutsche Zeitung: Die Wissenschaft von der Wahl – Dem Volk nicht zu Willen (von Christopher Schrader – „entgegen ihrer Gesinnung ... zu stimmen“)
und nach der Wahl ...
- 2002-09-24 – Süddeutsche Zeitung, S. 10: Negatives Stimmgewicht und anderes Merkwürdige
- 2002-09-24 – taz, S. 8 Weniger Stimmen, mehr Sitze (von Stefan Kuzmany)
- 2002-09-25 – Neue Osnabrücker Zeitung, S. 9: Weniger wäre mehr gewesen
- 2004-01-10 – Yahoo: Nachzählung von Zweitstimmen in zwei Berliner Wahlkreisen („... könnte die SPD ein zusätzliches Mandat dadurch gewinnen, dass ihr genügend Zweitstimmen bei der Sitzverteilung aberkannt werden.“)
... und kurz vor der Bundestagswahl 2005 wieder ...
- 2005-09-10 – Hannoversche Allgemeine Zeitung, S. 3: Ein Todesfall und die Tücken des Wahlrechts (von Klaus Wallbaum und Christian Rath)
- 2005-09-10 – Braunschweiger Zeitung, S. 3: Nachwahl in Dresden: Chaos droht – Grotesk: Wer eine Partei wählt, kann ihr schaden (Prof. Gernot Sieg von der TU Braunschweig hält negative Stimmgewichte bei der Nachwahl für verfassungswidrig)
- 2005-09-16 – FTD, S. 17: Nicht jede Stimme hilft gewählter Partei – Zweitstimme senkt Chancen auf Überhangmandat (beschreibt einen bedachten Einsatz der Stimmen mit Blick auf „negatives Stimmgewicht“.
... und zwischen Haupt- und Nachwahl ab dem 19. September 2005 jede Menge Artikel zu den Themen Nachwahl und negatives Stimmgewicht
- 2005-09-20 – Dresdner Neueste Nachrichten: Wer SPD will, muss CDU wählen
- 2005-09-22 – Telepolis: Falsch gewählt: Warum eine Stimme schädlich sein kann (von Michael Holzt)
- 2005-09-22 – DIE ZEIT: Wahl paradox (von Christoph Drösser)
- 2005-09-29 – The Economist: Between Caesar and Chernenko („The Christian Democrats (CDU) are in the odd position of hoping they do not get too many votes“)
- 2005-09-30 – ftd.de: Kräftemessen in Dresden (mit der Empfehlung, „dass CDU-Gegner der CDU ihre Zweitstimme geben, um ihr zu schaden“)
- 2005-10-02 – heise.de: Wahlarithmetik in Dresden
... und dann nach der Nachwahl in Dresden:
- 2005-10-04 – taz: Mehr Wähler – weniger Sitze (von Boris Palmer und Rainer Berkemer).
Lesen Sie auch die Berichterstattung der Medien zu den Wahlprüfungsverfahren und dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts.