Negatives Stimmgewicht – Bundestagswahl 2005

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Wie viele Stimmen hatten bei der Bundestagswahl 2005 ein negatives Stimmgewicht?

Jede Stimme für eine überhängende (oder fast überhängende) Landesliste einer Partei führt im Mittel zu einem Sitzverlust für die angekreuzte Partei. Das heißt, dass bei der Bundestagswahl 2005 die Wähler von neun Landeslisten (in ebenso vielen Bundesländern) mit ihren Zweitstimmen die Abwahl/Nichtwahl von Kandidaten dieser Partei bewirkten bzw. Wähler, die diesen Landeslisten die Stimme verweigerten, dadurch zur Wahl einiger Kandidaten dieser Partei beitrugen.

Landesliste Zweitstimmen
(abgegebene)
Proporz-
mandate
Direkt-
mandate
Überhang-
mandate
Fehlende
Stimmen
Weniger
Sitze
Fehlende Stimmen = fehlende Stimmen, die notwendig wären, um den Überhang auszugleichen
Weniger Sitze = durch diese zusätzlichen Stimmen verursachten Sitzverluste
CDU Baden-Württemberg2.283.08530333252.107
CDU Sachsen795.31610144258.197
Summe CDU-Landeslisten3.078.401477510.304− 5
SPD Hamburg365.54656168.041
SPD Bremen155.36622
SPD Saarland211.20134166.991
SPD Mecklenburg-Vorpommern314.83044
SPD Brandenburg561.6897103182.688
SPD Sachsen-Anhalt474.9096104269.468
SPD Thüringen432.77866809
Summe SPD-Landeslisten2.516.319429587.997− 6
Gesamtsumme Landeslisten5.594.72089161.098.301− 11

Hätten im Jahr 2005 bei der Bundestagswahl 1.098.301 Wähler mehr in den vorstehend aufgeführten Bundesländern mit ihrer Zweitstimme CDU bzw. SPD gewählt, wären alle Direktmandate dieser Parteien durch den Zweitstimmenanteil gedeckt gewesen. Es wären keine Überhangmandate entstanden. Die CDU hätte durch die Mehrstimmen fünf, die SPD sechs Sitze weniger. Da beide Parteien durch die zusätzlichen Zweitstimmen bei der Verteilung der Sitze zwischen den Parteien (Oberverteilung) zum Teil auch zusätzliche Mandate erhalten hätte, entspricht der Rückgang der Sitzzahl nicht ganz der ursprüngliche Zahl der Überhangmandate (sieben für die CDU und neun für die SPD).

Umgekehrt haben sich die 5.594.720 Zweitstimmen, die diese Landeslisten erhalten haben, negativ auf die Stimmenzahl der überhängenden Parteien ausgewirkt. Hätte keine dieser Landeslisten Zweitstimmen erhalten, hätte die SPD 25 und die CDU 18 Sitze mehr erhalten. Die kleinen Parteien hätten wegen ihres dann größeren Zweistimmenanteils mehr Sitze erhalten, trotzdem wäre ihr Sitzanteil im Bundestag gesunken.

Bei der Bundestagswahl 2005 erstreckte sich der Effekt des negativen Stimmgewichts somit auf 6.693.021 Stimmen.


von Martin Fehndrich (22.04.2008, letzte Aktualisierung: 27.04.2008)