Nachwahlen |
[Wahlrechtslexikon] |
Nr. | Datum | Wahlkreis | Ursprünglich gewählt | Partei | % | In Nachwahl gewählt | Partei | % |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | 14.05.50 | 29 Kulmbach | Friedrich Schönauer | SPD | 27,6 | Johannes Semler | CSU | 38,7 |
2 | 19.11.50 | 63 Arnsberg–Soest | Heinrich Lübke | CDU | 40,7 | Ernst Majonica | CDU | 36,6 |
3 | 11.03.51 | 2 Kassel | Georgs-August Zinn | SPD | 42,3 | Ludwig Preller | SPD | 55,1 |
4 | 15.04.51 | 1 Hofgeismar–Waldeck– Wolfhagen [Korbach] |
Karl Rüdiger | FDP | 35,2 | Hans Merten | SPD | 47,2 |
5 | 06.05.51 | 18 Hannover-Nord | Bruno Leddin | SPD | 44,1 | Egon Franke | SPD | 52,9 |
6 | 27.05.51 | 44 Donauwörth | Martin Loibl | CSU | 36,2 | Wilhelm Niklas | CSU | 42,9 |
7 | 23.09.51 | 12 Neustadt (Wstr.) | Ernst Roth | SPD | 39,3 | Willy Odenthal | SPD | 53,8 |
8 | 02.12.51 | 33 Nürnberg–Fürth | Willy Fischer | SPD | 37,3 | Johann-Adam Segitz | SPD | 52,8 |
9 | 16.03.52 | 31 Harz | Hermann Stopperich | SPD | 35,7 | Hans-Joachim Fricke | DP | 45,3 |
10 | 30.03.52 | 4 Heilbronn | Georg Kohl | FDP | 28,2 | Adolf Mauk | FDP | 60,3 |
11 | 04.05.52 | 11 Friedberg–Büdingen | Willy Knothe | SPD | 33,1 | Kurt Moosdorf | SPD | 53,9 |
12 | 04.05.52 | 10 Segeberg–Neumünster | Carl Schröter | CDU | 31,0 | Walter Bartram | CDU | 35,1 |
13 | 18.05.52 | 3 Bremerhaven–Bremen-Nord | Bernhard Lohmüller | SPD | 37,3 | Philipp Wehr | SPD | 51,3 |
14 | 09.11.52 | 19 Hannover-Süd | Kurt Schumacher | SPD | 55,1 | Ernst Winter | SPD | 59,8 |
Im 1. Deutschen Bundestag fand für ausscheidende, direkt im Wahlkreis gewählte Abgeordnete eine Nachwahl im Wahlkreis statt. Paragraph 15 des Wahlgesetzes zum ersten Bundestag vom 15. Juni 1949 lautete:
„Erklärt ein Bewerber, daß er die Wahl nicht annimmt, stirbt ein Abgeordneter oder verliert er seinen Sitz (vgl. § 7), so findet, wenn er auf einem Kreiswahlvorschlag gewählt war, Nachwahl statt, im anderen Fall rückt der nachfolgende Bewerber des gleichen Landesergänzungsvorschlages nach.“
Eine Neuberechnung der Landeslistensitze fand nicht statt, so daß die Nachwahl direkt die parteipolitische Zusammensetzung des Bundestages verändern konnte. Die Partei die den Wahlkreis gewann, wurde über ihren proportionalen Anteil gehoben, die Partei die den Wahlkreis bei der Hauptwahl gewonnen hatte, wurde unter ihren proportionalen Anteil gedrückt (und so quasi für den ursprünglichen Wahlkreisgewinn bestraft.).
Da im Gegensatz zur Hauptwahl nur der Wahlkreisgewinn als solcher zählte und die Stimmen nicht der Landesliste zugute kam, gab es in vielen Fällen Wahlbündnisse mehrerer Parteien, von denen nur eine einen Kandidaten aufstellte, der von den anderen Parteien des Bündnisses unterstützt wurde. (Aus der Nichtbeteiligung allein läßt sich aber noch nicht auf ein Wahlbündnis schließen, für eine kleine Partei ohne Aussicht auf Gewinn des Wahlkreises, machte – im Gegensatz zur Hauptwahl – eine Aufstellung eines „Strohmanns“ als Wahlkreiskandidat keinen Sinn.
In drei Fällen führte die Nachwahl zur Wahl eines Kandidateten einer anderen Partei (Kulmbach, Hofgeismar–Waldeck–Wolfhagen [Korbach] und Harz), zweimal zulasten der SPD und einmal zulasten der FDP.
Diese Vorschrift führte zu insgesamt 14 Nachwahlen in der ersten Legislaturperiode und endete mit einer Gesetzesänderung des Wahlgesetzes zum ersten Bundestag im Oktober 1952. Das Gesetz vom 8. Januar 1953, trat am 9. Januar 1953 in Kraft und galt rückwirkend „auch für Nachwahlen, deren Voraussetzungen in der Zeit vom 1. Oktober 1952 bis zum Inkrafttreten eingetreten sind“.
Die letzte Nachwahl fand am 9. November 1952 für den am 20. August 1952 verstorbenen Kurt Schumacher statt.